FAIR-PLAY-TAGE am 08./09. Oktober 2016
Fair Play? Hand drauf!
Wer hat denn nun Recht? Bill Shankly oder Carlo Catalano? Der eine war mehrfacher englischer Meister, eine Trainerlegende beim FC Liverpool. Der andere spielte in der vergangenen Saison beim FK Bosna Mannheim in der Kreisklasse A, Legendenstatus: ausbaufähig. Shankly ist berühmt für sein Bonmot: „Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist“. Catalano hat ihm widersprochen – und wurde dafür ausgezeichnet.
Im vergangenen Herbst erhielt er die Fair Play-Medaille des DFB und wurde damit als „Deutschlands fairster Amateurfußballer“ geehrt. Seit 1997 zeichnet der Deutsche Fußball-Bund jährlich besonders faire Spieler, Mannschaften, Trainer oder auch Schiedsrichter aus. Weit mehr als 10.000 Meldungen gingen seither beim DFB und seinen 21 Landesverbänden bereits ein. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Miroslav Klose und Jupp Heynckes. Und Carlo Catalano.
Beim Kreisklassen-Saisonfinale kämpfte sein FK Bosna gegen den SV Enosis Mannheim um den Klassenerhalt. Es ging um viel, die Stimmung war aufgeladen, als er einen unberechtigten Elfmeter zugesprochen bekam. Gegen den Widerstand seines Trainers, der Fans und einiger Mitspieler machte er den Schiedsrichter darauf aufmerksam und gab den Strafstoß zurück. „Wir spielen Amateurfußball. Es geht hier nicht um Leben oder Tod“, war seine Begründung.
Es sind Sätze und Gesten wie die von Carlo Catalano, die die Fair Play-Tage verstärkt in den Fokus rücken sollen. Unter dem Motto „Fair Play? Hand drauf!“ setzen der DFB und seine Mitgliedsverbände in den Tagen rund um das Länderspiel der Mannschaft in Mönchengladbach ein Zeichen. Im Mittelpunkt steht ein einfaches, aber gleichzeitig so wichtiges Ritual: Der Handshake.
Was im Profifußball schon flächendeckend umgesetzt wird, setzt sich nun auch mehr und mehr im Amateur- und Jugendfußball durch. Hand drauf! Als Begrüßung vor dem Spiel, als Entschuldigung und Motivation während des Spiels und zum Abschied nach dem Abpfiff. Ein simpler Handschlag reicht schon als Zeichen des respektvollen Miteinanders zwischen gegnerischen Mannschaften, Schiedsrichtern und Fans.
Das Beste ist: Faires Verhalten und sportlicher Erfolg widersprechen sich nicht. Obwohl Catalano den unberechtigten Elfmeter zurückgegeben hatte, gewann sein Team am Ende mit 4:1 – einen Treffer bereitete Catalano vor – und sicherte sich den Klassenerhalt. Sein Vorbild ist Miroslav Klose, der auch mal zugibt, ein Tor mit der Hand erzielt zu haben. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist er der Rekordtorjäger in der deutschen Nationalmannschaft.
Während der gemeinsamen Fair Play-Tage sind alle Mitgliedsvereine des DFB dazu aufgerufen, auf den ihnen möglichen Wegen auf die Kampagne „Fair Play? Hand drauf!“ hinzuweisen und sich damit zum Fair Play im Fußball zu bekennen. Durch Artikel und Anzeigen im Stadionheft und auf der Website, durch Videosequenzen auf der Anzeigetafel und Stadiondurchsagen des Stadionsprechers oder der beiden Spielführer/-innen. Und durch den Handshake.
Bleibt noch die Frage nach Leben oder Tod. Ob nun Bill Shankly oder Carlo Catalano Recht hatten, muss an dieser Stelle nicht abschließend geklärt werden. Ganz sicher lässt sich aber klären, dass beide eine durchaus ähnliche Einstellung zum Spiel haben bzw. hatten. „Ich denke, dass man immer ehrlich bleiben sollte“, hatte Catalano nach seiner fairen Aktion gesagt. Als Shankly einmal gefragt wurde, wie er in Erinnerung bleiben möchte, sagte er: „Im Grunde als aufrichtiger Mann in einem Sport, dem es manchmal ein wenig an Aufrichtigkeit fehlt.“ Er wäre stolz gewesen auf Catalanos Fair Play-Geste. Hand drauf!
Quelle:DFB